Das Wochenbett mit Baby und
älterem Geschwister

Mein erstes Wochenbett und mein zweites Wochenbett unterscheiden sich völlig voneinander. Wer schon ein zweites Kind hat, weiss sicher, wovon ich spreche: während die Mama im ersten Wochenbett die Zeit mit dem kleinen Erstgeborenen so richtig geniessen kann, ist beim zweiten Wochenbett noch ein kleines Kind da, das auch seine Bedürfnisse hat. Mama kann sich nicht mehr mit dem Neugeborenen hinlegen, wann sie will, sondern muss verschiedenen Bedürfnissen gerecht werden – was oft ein grosser Spagat bedeutet. Gute Unterstützung ist hier Gold wert.

Die Vorbereitung auf das Geschwister
Ich bin ehrlich, ich machte mir nicht so viele Gedanken für das zweite Wochenbett, denn schon die zweite Schwangerschaft lief irgendwie so nebenbei her und ging so schnell vorbei, dass ich gar keine Zeit dafür hatte. Klar haben wir uns überlegt, wie wir unseren ersten Sohn auf das Geschwisterchen vorbereiten, haben mit ihm darüber gesprochen, Bücher angeschaut und ihn miteinbezogen bei der Zimmergestaltung und beim Kleidchen einräumen. Er spielte mit seinem Plüschaffen Babybrei essen und wusste, wo das Baby dann schlafen würde. Doch als der kleine Bruder da war, kam die Entthronung dann stärker als erhofft: Der grössere Sohn litt darunter sehr, nicht mehr die alleinige Aufmerksamkeit der Eltern zu haben und obwohl er fast mehr Geschenke zur Geburt des zweiten bekommen hatte, merkten wir, dass er die neue Situation schlecht akzeptieren konnte.

Was tun, wenn das ältere Kind entthront wird?
Die Entthronung war also auf einen Schlag da, und wir alle mussten uns damit auseinandersetzen. Es gab Tage, da forderte mich der grössere Sohn mehr als das Neugeborene – und es war eine Herausforderung, allen Bedürfnissen gerecht zu werden. Ich merkte schnell, dass der grössere mich als Mama wohl am meisten vermisste und ab sofort gab es für ihn Exklusiv-Zeit mit mir. Es war zudem eine gute Entscheidung, dass er während des Mutterschaftsurlaubes weiterhin in die Kita ging, wo er alles kannte und dass alles so blieb, wie es vorher schon war, tat ihm gut. Diesen Tipp kann ich nur weitergeben: Kinder vertrauen auf Bewährtes und brauchen dies auch – es war also wichtig, ihm diese Sicherheit zu geben, dass nicht das ganze Leben auf den Kopf gestellt wurde, sondern nur ein Teil unserer Familie. Er bekam ab sofort mehr Zeit nur mit mir - denn mit dem Papa verbrachte er seit der Geburt sowieso ganz viel Zeit – was auch neu war für ihn – also dass wir nicht mehr alles zu dritt machten. Oft dachten wir, er müsse es doch gut finden, mit Papa wegfahren zu können, Sachen zu unternehmen – doch merkten wir schnell, dass er eine grosse Angst hatte, von zu Hause und mir wegzugehen. Es könnte ja wieder alles anders werden. Also mussten wir viele Kompromisse finden und kleine Schritte machen. Nach und nach gewöhnte er sich daran und ging auch wieder mit Papa mit, genoss es einen halben Tag bei den Grosseltern und freute sich, wenn wir Freunde besuchten. Darüber war ich jeweils enorm froh, denn das war die einzige Zeit, die ich mit meinem zweiten Kind hatte.

Wochenbett_Babyhand_klein

Geschwisterliebe aufbauen – eine Gratwanderung
Mit den Monaten gewöhnte sich der Grosse an die neue Situation und an den kleinen Bruder – und natürlich durfte er wann immer möglich mithelfen – und das tat ihm gut: Gebraucht zu werden machte ihn stolz. Den Kinderwagen schieben, den Babybrei bringen oder sogar mal löffeln, den Nuggi geben. Und da der Kleine den grossen Bruder natürlich vergötterte, dauerte es auch nicht lange, dass die beiden sich auch als Team fanden.
Auch wenn wir bis heute Situationen von Eifersucht haben - täglich sogar – sie lieben und vermissen sich auch sehr. Trotz allem ist oft noch ein Unterton da, diese Entthronung schwingt mit und wird wahrscheinlich noch etwas andauern. Für uns Eltern ist es noch immer eine Gratwanderung, beide Kinder gleich zu behandeln, heute ist es aber mehr das Thema Eifersucht: wie schaffen wir es, beiden genau gleich viel zu geben (nicht nur materiell) und damit zu wachsen. Und wie können wir es fördern, dass ihre Geschwisterliebe wächst und sie nicht immer aufeinander eifersüchtig sind?

Für das Wochenbett aber kann ich nur allen frischgebackenen Zweit-Eltern raten: hört auf das ältere Kind, beobachtet, was es braucht, gebt ihm Sicherheit und Liebe – dann kommt es sicher gut.

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