Ist ein Kind wirklich kein Kind?

Als Jungeltern denkt man ab und zu doch etwas wehmütig an die Zeit davor zurück. Wie einfach alles war – früher, ohne Kind. Und dann kommt schon Baby Nummer Zwei. Die Welt steht erneut Kopf. Trotzdem lässt einem der Gedanke an ein drittes Baby nicht ganz los.

Ist ein Kind wirklich kein Kind?

Natürlich nicht. Ein Baby verändert alles. Wer hätte gedacht, dass in Ruhe Duschen zu können plötzlich der gefühlt grösstmögliche Luxus sein würde? Wehmütig erinnere ich mich an planlose Wochenenden auf dem Sofa inklusive Netflix zurück. An lange, laue Sommerabende mit Freunden und einem Gläschen Wein am Limmatufer. An spontane Ausflüge und Partys.

Von einem Tag auf den anderen veränderte sich unser Leben komplett. Alles drehte sich um unsere Tochter. Wir passten unser Leben komplett ihren Bedürfnissen an. Das Mombie-Dasein (Mombie ist die Mischung aus Mama und Zombie. Mombies legen regelmässig übermüdet ihr Handy in den Kühlschrank) wurde schnell zur Normalität. Und doch wollten wir schnell ein zweites Kind. Unbedingt noch so ein süsses Neugeborenes, das unglaublich gut riecht. Denn Elterngehirne haben die Fähigkeit nur die schönen Dinge zu speichern. Alles andere wurde verdrängt.

Nach der Entthronung kommt die Regression

Als Baby Nummer 2 auf die Welt kam, stand unsere Welt erneut Kopf. Das eingespielte Team funktioniert nicht mehr. Alles wurde komplizierter und aufwändiger. Den wohl grössten Schock musste unsere Tochter verarbeiten. Von einem Tag auf den anderen bekam sie nicht mehr unsere ungeteilte Aufmerksamkeit. Und sie tat alles, um diese zurückzubekommen. An eine Episode werden wir uns wohl immer erinnern. Der kleine Bruder schlief friedlich in seinem Bett im Wohnzimmer. Auf einmal schob seine Schwester den Tripp Trapp durch die halbe Stube. Wir dachten noch: «Oh wie süss, sie will ihm ein Küsschen geben!». Falsch gedacht. Sie betrieb den ganzen Aufwand, um ihn in den Rücken zu beissen. Auch negative Aufmerksamkeit ist schliesslich Aufmerksamkeit.

Plötzlich wollte sie auch wieder einen Nuggi, wollte bei uns im Elternbett schlafen, und auch die Sache mit dem Trockenwerden wurde erstmals auf unbestimmt vertagt. Wir entschlossen uns, Exklusiv-Zeit für unsere Tochter einzuplanen und wieder mehr ihre Bedürfnisse einzugehen. Mit ihr alleine in den Zoo zu gehen, ihr wie früher regelmässig Büchlein vorzulesen, sie aber trotzdem in den «Baby-Alltag» einzubinden. So viel sei verraten: Etwas mehr als eineinhalb Jahre später sind die beiden nun ein gutes Team. Ein Spaziergang war der Entthronungsprozess aber für niemanden.

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Warum eigentlich keine Grossfamilie?

Wir Eltern sind ganz unterschiedlich aufgewachsen. Der Papa ist Einzelkind und fand das auch ok. Die Mama hat drei jüngere Geschwister und fand das ständige Teilen sehr anstrengend. Trotzdem möchte sie keines ihrer Geschwister missen, einen ganzen Clan zu Hause zu haben, war toll.

Trotzdem geben wir zu, dass wir beide mit dem Gedanken spielten, unseren Kindern ein weiteres Geschwisterchen zu schenken. Oder sie damit zu bestrafen. Das kommt ganz auf die Sichtweise an. Doch der Kopf war stärker als das Herz. Mit Mitte Dreissig zwei gesunde Kinder zu haben ist ein Privileg und nicht selbstverständlich. Die Schwangerschaften und Geburten waren aber alles andere als einfach. Das mag sich die Mama nicht noch einmal antun.

Und dann noch die praktischen Aspekte: Wir bräuchten eine grössere Wohnung. Die Kita- respektive Hortkosten würden derart explodieren, dass sich die Arbeit eines Elternteils nicht mehr lohnen würde. Auch Ferien würden logistisch noch komplexer. Von den Kosten gar nicht zu nicht reden.

Etwas Wehmut bleibt aber. Wenn wir durch einen Katalog mit Babykleidern blättern. Wenn wir der Kita ausgediente Spielsachen schenken. Wenn uns unser Handy automatisch Fotoalben aus den letzten Jahren erstellt. Die Babyzeit neigt sich definitiv dem Ende zu. Ja, das ist ziemlich traurig. Gleichzeit freuen wir uns aber auf alles was kommt! Und sogar die langen, lauen Sommerabende mit Freunden an der Limmat scheinen nicht mehr ganz so weit weg.

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