„Unser Kind ist ein Schreibaby –
und wir sind am Ende“

Über Schreibabys und deren einschneidenden Auswirkungen auf die körperliche und geistige Gesundheit ihrer Eltern wird kaum offen und ehrlich gesprochen. Unser erstes Kind war ein Schreibaby und wir sind als Eltern monatelang durch die Hölle. Erst mit der Unterstützung von Fachleuten haben wir den Weg aus einem zermürbenden Teufelskreis gefunden.

Das böse Erwachen nach der Geburt

In vielen Familien ist nach der Geburt des Kindes nichts so, wie es die verklärte Traumwelt von glücklichen Jungfamilien oftmals vortäuscht: Statt friedlich im eigenen Bettchen zu schlafen, schreit das Neugeborene ununterbrochen. Von Schlafen keine Rede, nicht einmal ablegen geht. Doch auch Tragen, Vorsingen oder Spazieren hilft nicht - das Baby lässt sich nicht beruhigen und schreit weiter. Anstatt Friede, Freude, Eierkuchen herrscht Ernüchterung und Verzweiflung. Das neue Leben als Jungfamilie ist unerträglich und erscheint einem als absoluter Sonderfall.

Tabu-Thema Schreibaby

Dabei ist es ein Fakt: Jedes zehnte Kind gilt als „Schreibaby“: Es schreit mehr als drei Tage in der Woche mindestens drei Stunden pro Tag und das über einen Zeitraum von mindestens drei Wochen hinweg – selbst dann, wenn scheinbar all seine Bedürfnisse gestillt sind. Leider sind überforderte, verzweifelte Eltern in unserer, sich nach Aussen betont sorglos gebenden Gesellschaft ein heikles Tabuthema, das – still geschwiegen – verheerende Folgen für Kind und Eltern haben kann.

Das Familienleben wird zur Hölle

Schreibabys belasten die Nerven ihrer Eltern aufs Äusserste und verursachen mit ihrem Verhalten enormen Stress, gekoppelt mit belastenden Gefühlen, als Eltern nicht zu genügen bis hin zu gefährlichen Aggressionen gegenüber dem Kind. Der steigende Stresspegel bei den Eltern und der einhergehende Schlafentzug machen den Teufelskreis perfekt: Die Nerven liegen bei allen Familienmitgliedern blank, die Ressourcen von Eltern und Kind sind bald einmal aufgebraucht.

Unerfahren, unverstanden und verzweifelt

Im eigenen Umfeld will kaum jemand hören, dass der Start ins Familienleben mehr als harzig verläuft. Mit einem Neugeborenen hat man gefälligst glücklich zu sein und nicht ständig zu klagen. Als Eltern eines Schreibabys fühlt man sich unverstanden, alleine gelassen und mit jedem Tag verzweifelter. Alleine findet man kaum mehr aus dieser Hölle heraus.

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Mögliche Gründe für das Schreien

Die Gründe, warum viele Babys sich nicht beruhigen lassen, sind vielschichtig. Eins vorweg: Die ominösen Dreimonatskoliken sind es nicht, diese gelten nach neuen Erkenntnissen als Mythos. Als Grund für das Schreien der Kinder vermutet man heute die grossen Anpassungsleistungen, die Babys nach der Geburt vollbringen müssen. Nach der Geburt muss sich ihr Verdauungssystem an die neuen Gegebenheiten anpassen. Das Baby muss mit neuen Bedürfnissen wie Schlaf und Hunger zurecht kommen. Zudem sind Neugeborene sehr empfänglich für Neues, das auf sie einströmt und werden von Reizen überflutet. Als Folge davon, schreien sie – ihre einzige Möglichkeit, ihrer Überforderung Ausdruck zu verleihen. Studien deuten heute zudem darauf hin, dass Kinder nach traumatischen Geburtserlebnissen ebenfalls eher zum übermässigen Schreien neigen. Verläuft die Geburt schwierig, hinterlässt das Spuren bei Mutter und Kind. Oft bleibt der Organismus in einem Schockzustand, was eine entspannte innige Beziehung unmöglich macht.

Empfehlungen für Eltern von Schreibabys

Fachleute raten betroffenen Eltern, frühzeitig Hilfe zu suchen und nicht zu warten, bis sie mit den Nerven völlig am Ende sind und die Beziehung zum Kind gefährdet wird.

  • Auch wenn weniger als fünf Prozent der Schreibabys eine körperliche Ursache für ihr Verhalten aufweisen, sollte man als erstes beim Kinderarzt abklären, ob vielleicht doch Gründe wie Reflux, Unverträglichkeiten, Schiefhals u.ä. vorliegen.
  • Liegen keine körperlichen Ursachen vor, helfen Hebammen oder Mütterberaterinnen weiter, mit den Regulationsstörungen des Babys umzugehen.
  • Spezialisierte Abteilung in den meisten grösseren Kinderspitälern bieten hilfreiche Schlafberatungen an.
  • Osteopathie oder ergo- und physiotherapeutische Massnahmen können dem Kind ebenfalls helfen, Entspannung zu finden.
  • Im Notfall können sich Eltern jederzeit an den Elternnotruf wenden:elternnotruf.ch

 

Unser persönlicher Weg zurück in ein normales Familienleben

Die Ursachen für das monatelange Schreien bei unserem Kind waren einerseits eine traumatische Geburt und andererseits eine Reizüberflutung. Erschwerend kam dazu, dass unser Baby mit einem Schiefhals geboren wurde, der zu schmerzvollen Verspannung führte. Wir waren als Eltern unerfahren und verzweifelt, fühlten uns von unserem Umfeld missverstanden und glaubten viel zu lange, alleine mit dieser Situation fertig werden zu müssen. Nach sechs Wochen Ausnahmezustand sahen wir uns gezwungen, das Kinderspital notfallmässig aufzusuchen. Nach einem Beobachtungsaufenthalt in der Säuglingsabteilung konnten schwerwiegende körperliche Ursachen ausgeschlossen werden. Mit der Hilfe eines Osteopathen, einer Physiotherapeutin und einer Schlafberatung am Kinderspital Zürich fanden wir schliesslich einen guten Schlaf-Rhythmus und einen sorgsamen Umgang mit unserem Kind, um es vor zu vielen Reizen zu schützen. So regulierte sich das Ganze mit ca. 1 1/2 bis 2 Jahren sehr gut. Wir wissen es nicht mehr genau, so verschwommen sind unterdessen die Erinnerungen an diesen schweren Anfang mit unserem Erstgeborenen, der aber danach zu einem der besten Schläfer wurde. Diese Erfahrungen haben uns beim zweiten Kind sehr geholfen. Eltern von Schreibabys raten wir: Wartet  nicht zu lange, holt euch kompetente Unterstützung und verwirft jeglichen Gedanken, als Eltern schuld an der Situation zu sein.


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