Wie gehen wir als Eltern mit Ängsten
und Unsicherheiten um?

Als Eltern sorgen wir uns um das Wohlergehen unserer Kinder. Manchmal ist es sogar richtige Angst, die wir verspüren. Schliesslich tragen wir Eltern die Verantwortung für unsere Kinder, unser wertvollstes Gut. Wie finden wir eine gute Balance zwischen berechtigter Sorge und unnötiger Angst? Gerade in Zeiten wie diesen, in denen das Coronavirus wie ein Damoklesschwert über unsere Familie schwebt? Als FamilienbloggerInnen mit Kindern verschiedener Altersstufen haben wir uns am Felicitas-Table ausgetauscht und uns gegenseitig offen und ehrlich gestanden, wie wir mit den aktuellen Unsischerheiten im Zusammenhang mit dem Coronavirus umgehen, wie wir diese Zeit mit unserer Familie zu überstehen planen und wie wir – hoffentlich – gestärkt aus dieser schwierigen Zeit hervorgehen möchten.

Wie geht ihr als Familie mit der Angst, mit der Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Corona-Virus um?

Miss Broccoli: „Ich habe nicht wirklich Angst und fühle mich auch nicht unsicher. Doch es ist enorm anstrengend, mit kleinen Kindern in dieser Zeit zu leben. Wie soll ich meinen Kindern klar machen, wie ernst die Lage ist? Dass sie immer Hände waschen und im Bus nicht alles anfassen sollen? Wir als Familie geben uns bei der Hygiene viel mehr Mühe und thematisieren es. Schwierig war es insbesondere in den letzten Wochen, ob wir die Kinder noch zu den Grosseltern zum Hüten geben sollen oder nicht. Schwierig ist auch, dass im Umfeld nicht alle gleich damit umgehen, einige fühlen sich enorm unsicher, andere weniger.

Mama mal 3: Wir versuchen, uns möglichst an die Empfehlungen zu halten und meiden Menschenmassen. Wir verlassen das Haus nur für das Notwendige, gehen aber trotzdem in die Natur, wo wir uns vor anderen Menschen jedoch fern halten. Die Kinder sind angehalten, sich nach dem Nachhausekommen die Hände gut mit Seife zu waschen. Ansonsten versuchen wir, Ruhe zu bewahren, denn die Situation ist für alle neu.

mama rocks: In erster Linie wollen wir, ohne Chaos von unserer Reise nach Hause kommen. Danach sorgen wir uns natürlich sofort um unsere älteren Familienangehörigen. Wir versuchen aber, keine Panik zu haben und uns an die Weisungen des BAG zu halten.

Die Angelones: Die grundsätzlichen Verhaltensregeln rund um Hygiene und Risikominimierung auch bei saisonalen Grippen gelten bei uns seit eh und je. Unsere Jungs kennen es deshalb nicht anders. Die Risiken rund um das neuartige Coronavirus haben wir von Anfang an ernst genommen. Unsere Einstellung wurde vor ein paar Wochen teilweise belächelt und es war für uns nicht immer einfach, gegen den Strom zu schwimmen. Doch wir sind unseren Werten treu geblieben und haben die Empfehlungen des BAG stets konsequent umgesetzt. Unsere Jungs sind in einem Alter, in welchem man mit ihnen sehr gut auch über schwierige Themen reden und sie zu einem entsprechenden Verhalten anhalten kann.

 

Wie klärt ihr eure Kinder auf?

Miss Broccoli: Ich erkläre meinem 4.5-jährigen Kind, dass es wie bei den bösen Zahnteufelchen nun diese Virenteufelchen gibt und wir deshalb viel mehr Hände waschen müssen, damit niemand krank wird und dass momentan viele Leute krank sind.

Mama mal 3: Wir haben ihnen die Situation sachlich erklärt und beantworten ihre Fragen.

mama rocks: Vor unserer Abreise hatten wir alle die Grippe (die richtige!). Deshalb haben wir bereits über Krankheit, Ansteckungswege und die Wichtigkeit von Händewaschen, etc gesprochen. Wir haben es unserer 4.5-jährigen Tochter so erzählt, dass es ähnlich wie die Grippe sei, und sich die Leute deshalb nicht mehr treffen dürfen, weil sie sich sonst anstecken würden. Sie versteht das erstaunlich gut!

Die Angelones: Mit älteren Kindern ist es einfacher, über schwierige Themen zu reden. Wir sind in einem ständigen Dialog mit ihnen, lesen News, schauen uns die Nachrichten am TV und diskutieren alles gemeinsam bzw. beanworten ihnen ihre Fragen. Spannend und auch für uns als Eltern eine gute Erfahrung ist, dass sie zum Teil auch neues Wissen aus der Schule mit nach Hause nehmen, das wir als Familie gemeinsam diskutieren können. Doch auch wenn unsere Jungs schon älter sind, so sind sie immer noch Kinder und haben ein Anrecht auf eine möglichst unbeschwert Kindheit. Psychologen raten, mit Kindern offen zu reden, ihnen aber auf keinen Fall zu viel Angst zu machen oder ihnen gar die Freude an ihrem Kinderleben zu nehmen. Genau deshalb versuchen wir zwar, alles objektiv zu besprechen, doch in allem möglichst auch viele Chancen zu sehen und Positives zu entdecken.

 

Wie geht ihr persönlich mit der Schliessung von Kitas/Schulen um? Wie seid ihr davon betroffen?

Miss Broccoli: Die Kita hat beschlossen, offen zu bleiben. Wir schauen mal, wie wir es da handhaben. Aber wir haben nun entschieden, dass die Grosseltern nicht mehr hüten und wir sie momentan nicht mehr besuchen. Normalerweise hüten sie einen Tag in der Woche.

Mama mal 3: Bei uns hat die Kita noch offen, die Schulen jedoch sind geschlossen. Das heisst, ich werde vermutlich von der Kita weiterhin Gebrauch machen, solange sie noch offen ist, obwohl mir das nicht viel bringt, da die Grossen zuhause sind. Sie werden jedoch von den Lehrern Aufgaben erhalten und ich hoffe, dass sie diese selbstständig erledigen, so dass ich auch ein wenig zum Arbeiten komme. Als Selbstständige habe ich schon vorher im Home Office gearbeitet, es ändert sich für mich also nicht viel. Mein Mann wird als Geschäftsführer eines KMU weiterhin versuchen, vor Ort die Stellung zu halten.

mama rocks: Unsere Kita ist im Moment noch offen. Wir lassen unsere Kinder in der ersten Woche nach der Rückkehr sicher noch zuhause und schauen wie es sich entwickelt. Wir werden uns abwechseln beim Kinderbetreuen / Homeoffice.

Die Angelones: Die Schulen unserer Jungs haben beide geschlossen. Der Grosse besucht das Gymnasium und hat von seinen Lehreren bereits am Montag die ersten Fern-Aufgaben zum Lösen bekommen. Der Kleine hat am Dienstag das Schulmaterial in der Schule abgeholt und wird ebenfalls Aufgaben erhalten. Unterdessen hat die Schule ein Zusammenstellung von möglichen Aktivitäten und Lernplattformen verteilt, damit es den Kindern nicht langweilig wird. Da ich als selbständige Unternehmerin ohnehin im Home-Office arbeite und mein Mann dies seit letzter Woche auch tun muss, ist die Schulschliessung für uns betreuungstechnisch kein Problem. Wir wissen, dass wir in diesem Punkt sehr privilegiert sind. Auch wenn das alles sehr romantisch tönt: Wenn alle zusammen zu Hause sind, drei Mal am Tag etwas auf den Tisch kommen muss und deshalb auch mehr Haushalts- und Putzarbeiten entstehen, ist das Arbeiten im Home-Office eine grosse Herausforderung.

 

Wie werdet ihr den Lagerkoller überstehen? Welche Pläne / Tipps habt ihr für Familien mit Kindern in eurem Altern?

Miss Broccoli: Wir wissen es noch nicht. Ich habe schon Respekt davor, wenn wir nur zu Hause sein müssen. Normalerweise sind wir sehr viel unterwegs, auch mit dem ÖV. Den meiden wir jetzt und nehmen öfter das Auto, was zwar unökologischer ist aber sicherer. Wenn wir nur drinnen sitzen, streiten die Buben schnell. Deshalb werden wir auch künftig täglich nach draussen gehen, spazieren oder in den Wald. Allenfalls doch auch jemanden treffen. Das entscheiden wir situativ. Drinnen können wir Höhlen und Häuser bauen, zeichnen, mit Knete spielen, zusammen kochen etc… Und zum Glück haben wir einen grossen Garten.

Mama mal 3: Ich mache mir da keine Sorgen. Wir sehen das jetzt halt als Sommerferien ohne Urlaubspläne. Solange wir regelmässig raus und uns bewegen können, ist alles gut. Und die Kinder werden sich bestimmt mit Schulmaterial und Spielen einigermassen beschäftigen. Sicher wird es auch regelmässig Bildschirmzeit geben und vielleicht können wir die Kinder mehr im Haushalt mit einbeziehen. Wir haben zu dem viele Bücher hier, auch Spiele gibt es genug, Bastel-Material… Es schadet vermutlich nicht, ein wenig Struktur einfliessen zu lassen. Morgens werden zum Beispiel Schulsachen bearbeitet, nachmittags ist Zeit zum Spielen und raus gehen.

mama rocks: Wir haben die Woche vor unseren Ferien schon mehr oder weniger in Selbst-Quarantäne verbracht wegen der Grippe. Anschliessend drei Wochen nur wir vier unterwegs in Australien. Das hat uns noch mehr zusammen geschweisst. Wir hoffen aber, dennoch ab und zu Spaziergänge in der Natur machen zu können (mit dem nötigen Abstand zu anderen Menschen natürlich). Ansonsten dürfen die Kinder aber sicher auch mal TV schauen.

Die Angelones: Wir sind als Familie oft und gerne zusammen. Wenn immer möglich unternehmen wir zu viert etwas. Von unseren gemeinsamen Reisen sind wir es gewohnt, auch auf engem Raum zusammen zu sein. Vor dem Lagerkoller haben wir keine Angst – im Gegenteil: Eigentlich geniessen wir es, dass wir geschenkte gemeinsame Zeit erhalten, auch wenn der Hintergrund alles andere als schön ist. Wir haben die Jungs im Haushalt eingespannt, beide haben jeden Tag Spezialaufgaben wie Einkaufen, Kochen oder Putzen. Zudem haben wir unzählige Projektideen, die wir jetzt miteiander angehen können, z.B. gärtnern oder handwerken. Mit der Struktur, die seitens Schule kommt, können wir die Tage sinnvoll und lustvoll zugleich gestalten.

 

Krise als Chance? Welche positiven Aspekte kann dieser Ausnahmezustand für euch als Familie haben?

Miss Broccoli: Momentan sehe ich keine Chancen oder positiven Aspekte... Bei uns ist es mit der Entthronung etc. noch immer wichtig, dass wir nicht aufeinander sitzen und Möglichkeiten haben, etwas zu unternehmen, auch mal separat (jeder Elternteil mit einem der Kinder). Deshalb habe ich eher Respekt vor mehr Konflikten….

Mama mal 3: Uns wird Zeit geschenkt, die wir sonst so nicht miteinander hätten. Wir werden näher zusammen rücken und lernen müssen, auch in Konfliktsituationen Ruhe zu bewahren und Lösungen zu finden. Ich denke und hoffe, dass uns diese Situation stärken wird. Auch denke ich, dass wir schätzen lernen, was wir bis anhin für Möglichkeiten hatten und hoffentlich wieder haben werden: Reisen, Ausflüge, Kino, Zoo, gemeinsam Einkaufen, Freunde treffen…

mama rocks: Etwas Entschleunigung tut sicher allen gut. Auch wenn wir dies in den Ferien sicher reichlich hatten. Eine Pandemie grundsätzlich als Chance zu sehen, finde ich eher schwierig. Wir hoffen, dass möglichst alle gesund bleiben und bald wieder Normalität einkehrt. Wenn es nachher generell etwas mehr Solidarität und Achtsamkeit gäbe, wäre das schön.

Die Angelones: Wir wollen die gemeinsame Zeit geniessen und einen Gang runterschalten. Wir wollen aber auch etwas lernen: Einerseits sollen die Jungs im Alltag immer mehr Verantwortung übernehmen und andererseits schätzen lernen, dass wir es trotz allem immer noch sehr gut haben. Dafür wollen wir in erster Linie dankbar sein.

 

Sorge_klein

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