"Es ist nur eine Phase."
Als Erklärung für verschiedene Herausforderungen während der einzelnen Entwicklungsschritten der Kinder und Problemsituationen im Familienleben fällt von Aussen immer wieder der leicht bemitleidende und auch etwas abwertende Möchtegern-Motivations-Spruch: „Es ist nur eine Phase“. Doch stimmt das überhaupt? Ist es wirklich nur eine Phase? Und was kommt danach?
Von Phase zu Phase: Das Perpetuum mobile des Familienlebens
Bevor ich selber Kinder hatte, ging ich naiverweise davon aus, dass eine Phase eine Zeitspanne mit einem Anfang und einem Ende beschreibt. Wie zum Beispiel die Planungsphase oder die Umsetzungsphase – beides Zeitabschnitte, die ich aus dem Berufsleben kannte. Diese mir bis zu jenem Zeitpunkt bekannten Zeitspannen zeichneten sich per Definition dadurch aus, dass ich sie zu einem bestimmten Moment starten und irgendwann selbstbestimmt auch wieder beenden konnte.
Doch das Familienleben hat mich eines Besseren belehrt. Der Begriff der Phase hat mit der Geburt meiner Kinder eine neue Bedeutung erhalten. Längst assoziiere ich das Wort nicht mehr mit abgrenzbaren Abschnitten in der Projektarbeit, sondern mit Perioden, die aufgrund ihrer anhaltenden Dauer gefühlt mit säkularen Epochen verglichen werden können und denen ich nicht aus eigener Kraft ein Ende setzen kann.
Was ich nach der Geburt meiner Kinder ebenfalls festgestellt habe: Der Begriff der Phase wird inflationär verwendet. Wo auch immer ich meinen Frust über die Tücken des Familienalltags deponiere, erhalte ich - wohl aus Angst, mir den letzten Funken Hoffnung zu nehmen - zur Antwort: «Ach, mach dir doch keine Sorgen, das ist «nur» eine Phase!»
«Nur» eine Phase?
Die schwierigen ersten Babymonate waren also «nur» eine Phase? Die anschliessenden herausfordernden Ernährungs- und Schlafumstellungen waren auch «nur» eine Phase? Das darauf folgende schmerzhafte Zahnen war ebenfalls «nur» eine Phase? Das Trotzen und Bocken hätte genauso wie das seit Jahren immer noch andauernde Gezänk zwischen den Buben auch «nur» eine Phase sein sollen?
In Endlosschlaufe von Phase zu Phase
Seien wir doch ehrlich: Phasen sind in Tat und Wahrheit das Perpetuum mobile des Familienlebens. Einzelne Teilphasen mögen vordergründig abgeschlossen worden sein, aber faktisch haben sie sich nur schleichend in neue verwandelt. Und so sind wir von der Warum-Phase über die Autonomie-Phase so ziemlich direkt in die Pubertätsphase geschlittert. Die einzelnen Phasen kann man dummerweise ja auch nicht auslassen, ausser natürlich einer: die Ruhephase. Diese ist in der Familienrealität nämlich schlichtweg inexistent.
In all diesen Jahren habe ich also eins gelernt: Das Familienleben besteht aus lauter Phasen. Diese mögen zwar alle irgendwie etwas ähnliches wie einen Anfang und ein Ende haben und in sich vielleicht halbwegs abgeschlossen sein. Doch insgesamt reihen sie sich so derart nahtlos aneinander und fliessen ineinander über, dass das Familienleben eigentlich nur eine riesengrosse Phasenblase ist.
Abwarten und Tee trinken
Als Eltern muss man nolens volens durch alle Phasen hindurch. Am besten wartet man also einfach ab, lernt auszuhalten und sich zu gedulden, bis irgendwann dann einmal auch die Ablösungsphase in sich abgeschlossen ist. Danach beginnt wohl nahtlos die nächste Phase. Diejenige nämlich, wenn wir als Grosseltern das ganze Phasen-Gedöns von Anfang an wieder mitmachen dürfen!
In welcher Phase wir mit unseren Jungs gerade stecken, könnt ihr auf unserm Blog lesen: Vom Loslassen – die ersten Vorboten
Felicitas Promotions AG
Chollerstrasse 3
6300 Zug
letsfamily@present-service.ch
Tel. +41 41 740 01 40